Mittwoch, 4. Januar 2017

"Bezahlbaren Wohnraum schaffen"

....ist der neueste Euphemismus für das, was früher unter "Sozialwohnungen bauen" firmierte. Nun ist es sicher angebracht, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Bewohner eines Landes - bzw. bei kommunaler Betrachtung: einer Stadt - untergebracht sind. Langfristig geeignete Rahmenbedingungen für eine gedeihliche Entwicklung des Wohnungsmarktes zu schaffen, zählt auch in einem marktwirtschaftlichen System zu den Kernaufgaben des Staates und ist eines der wichtigsten Ziele jeglicher Regional- und Stadtentwicklungspolitik.

Weniger angebracht ist es aber, voreilige Schlüsse aus angeblich explodierenden Mieten und einem mehr gefühlten als tatsächlichen Wohnungsmangel zu ziehen. Nur weil die Mieten steigen, müssen sie nicht zwangsläufig "zu hoch" sein. Und nur weil nicht jeder exakt dort wohnen kann, wo es ihm gerade beliebt, muss es nicht unbedingt "zu wenig" Wohnraum geben. Was wir - makroökonomisch - derzeit erleben, ist im internationalen Vergleich eher als Normalisierung anzusehen nach knapp zwei Jahrzehnten mit stagnierenden Mieten und teils gravierenden Leerständen. Eine makroökonomische Normalisierung zu konstatieren, schließt andererseits nicht aus, mikroökonomische - d.h. im Falle des Wohnungsmarktes u.a. lokale und regionale - Probleme zu benennen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Völlig falsch wäre es aber, über das Ziel hinauszuschießen und reflexartig nach einem groß angelegten wohnungsbaupolitischen Engagement des Staates bzw. der Stadt zu rufen.

Gerade Letzteres tun zu viele (Limburger) Politiker jedoch, wenn sie nun das hohe Lied des "bezahlbaren Wohnraumes" intonieren und die Stadtverwaltung auffordern, "endlich zu handeln". Das klingt fatal nach der Diskussion früherer Jahrzehnte, die uns den sozialen Wohnungsbau und mit ihm Skandale, Misswirtschaft, städtebauliche Todsünden und vor allem eine Ghettobildung brachte, die damals sicher niemand wollte (gekommen ist sie dennoch) und heute niemand wollen kann.

Am aktuellen Rand der Debatte droht Blumenrod ein Betonriegel auf dem Bolzplatz an der Zeppelinstraße mit Wohnungen für bis zu einer dreistelligen Zahl von Bewohnern. Und das soll nur der Anfang eines groß angelegten Bauprogramms für am Mietmarkt angeblich benachteiligte Personengruppen sein, so die Stadtverwaltung. Das klingt alles wunderbar sozial und menschenfreundlich - so wie auch die Argumente für den sozialen Wohnungsbau in der alten Bundesrepublik und für dessen DDR-Pendant, die Plattenbauten, klangen. Sozial und menschenfreundlich war das, was dabei rauskam, jedoch in zu vielen Fällen nicht. Gut gemeint bedeutet nämlich nicht immer gut gemacht.

Der Sozialwohnungsbau hat uns in der Vergangenheit zahlreiche städtebauliche Todsünden beschert.

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