Samstag, 15. Oktober 2016

DER SCHLOSSVERKAUF

Die Schloss-Ausstellung des „Fördervereins Limburger Schloss“ in der Limburger Volksbank läuft noch, und sie ist einen Besuch wert. Nicht nur, aber auch, weil Limblog dort das Gedicht „Der Schlossverkauf“ des legendären Tilemann-Studiendirektors und langjährigen Stadtarchivars Heinz Maibach gefunden hat. Es handelt, wie der Name schon sagt, von den Bemühungen des damaligen Schlosseigentümers, also des Landes Hessen, diese besondere Immobilie Mitte der 1990er Jahre loszuwerden.

Hessen ist das Schloss 1945 als Rechtsnachfolger Preußens zugefallen, welches es 1867 nach dem Sieg über die süddeutschen Staaten bei der Übernahme Nassaus gleich mitannektiert hatte. Nassau wiederum hatte es aus der Erbmasse des Anfang des 19. Jahrhunderts aufgelösten Fürstbistums Trier erhalten und trierisch wiederum wurde es, weil die vormaligen Besitzer, die Isenburger als Stadtherren von Limburg, nicht mit Geld umgehen konnten und ihr Eigentum nach und nach verpfänden mussten. Über die Geschichte des Schlosses vor der Zeit der Isenburger wissen wir nicht viel. 


Mitte der 1990er also wollte Hessen das Schloss verkaufen und es gab auch einen Interessenten, einen „Kriminalautor“, der im Schloss all das unterbringen wollte, was Laien so unter Kultur verstehen. Es sollte also gejazzed sowie getöpfert und wahrscheinlich auch gebatikt werden. Das stieß auf Kritik in der Öffentlichkeit, der „Förderverein Limburger Schloss“ gründete sich und die Kommunalpolitiker ließen sich davon überzeugen, das Schloss nicht zu privatisieren und zu einer „Künstlerkolonie“ machen zu lassen. Wer den damaligen Möchtegern-Schlossherrn und dessen derzeitige Situation kennt, weiß, welch weise Entscheidung die Stadtoberen seinerzeit getroffen haben, als sie entschieden, das Schloss in städtisches Eigentum zu übernehmen.


Danach passiert erstmal sehr lange … nichts. Erst vor ein paar Jahren kam Bewegung in die Sache, es gab bauhistorische Untersuchungen und sehr teure Maßnahmen zur Sicherung der Gebäudesubstanz. Der Renaissancebau musste gestützt und das Dach neu gedeckt werden.


Heute sind wir ein ganzes Stück weiter. Die Pläne der Stadt zielen darauf ab, das Schloss zu einem Zentrum für Musikkultur und Stadtgeschichte zu machen. Der Domchor wird Räume anmieten, das Stadtarchiv soll sich erweitern können und irgendwann auch ein Stadtmuseum eingerichtet werden. Rund zwanzig Jahre nach der zum Glück verhinderten Privatisierung des Schlosses zeichnet sich ein neues Kapitel in der Geschichte dieses historisch bedeutenden und schönen Limburger Gebäudeensemble ab. Die Chancen stehen gut, dass es eines der besseren Kapitel der Schlossgeschichte sein wird.



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