Sonntag, 21. August 2016

Dr. Manfred Birko

Die Region trauert um den langjährigen Kommunalpolitiker Dr. Manfred Birko, der gestern verstorben ist. Auch wenn bei ihm vergangenes Jahr eine schwere Krankheit diagnostiziert worden war, kommt sein Tod für viele überraschend. Denn noch vor wenigen Monaten hatte er in seiner ihm eigenen selbstironisch-humorvollen Art verkündet: „Die ewigen Jagdgründe werden wohl noch eine ganze Zeit auf mich warten müssen.“ Damals gab er sich optimistisch,  schmiedete schon wieder Zukunftspläne und stand wie zu seinen besten Zeiten für einen kleinen politischen Schlagabtausch immer zur Verfügung. Manfred Birko war nämlich durch und durch ein politischer Mensch oder – wie er selbst es ausgedrückt hätte – ein homo politicus bzw. wahlweise auch ein zoon politikon. Der Schwerpunkt seines Wirkens lag in der Kreispolitik, die er über Jahrzehnte als Kreistagsabgeordneter, lange Zeit davon als SPD-Fraktionsvorsitzender, und zuletzt als Kreisausschussmitglied prägte wie kaum ein anderer. Seine politischen Beiträge waren humorvoll und pointiert und immer von Fairness und Respekt der Konkurrenz gegenüber gekennzeichnet. „Ihr seid so langweilig und spießig, dass man Euch einfach mögen muss“, pflegte er seinen zahlreichen Freunden und Sparringspartnern in der CDU zu sagen. Die genossen es möglicherweise oft noch mehr als seine Genossen, mit ihm zu diskutieren. Denn Manfred Birko war ein prinzipientreuer Sozialdemokrat, der seine Partei auch nerven konnte, wenn die ihn durch zu viel Anpassung an den „neoliberalen“ Zeitgeist nervte. Doch wenn er sie nervte, tat er das immer um das Wohl der Sozialdemokratie willen. Hessenweit bekannt wurde Birko, als er, der Minsterialbeamte im hessischen Finanzministerium, bei der Landtagswahl 2003 seinen Chef, Finanzminister Karl-Heinz Weimar, herausforderte, indem er sich um dessen Landtagswahlkreis bewarb. Die Bewerbung blieb erfolglos, auch wenn er einen überaus engagierten Wahlkampf führte. Die Demokratie braucht aber Kandidaten, die die Wahl erst durch ihre Kandidatur zu einer wirklichen Wahl machen. Und wenn sich Charakterköpfe wie Manfred Birko zur Wahl stellen, umso besser. Birko wusste: In der Demokratie, aber auch im „richtigen Leben“, ist der Weg das Ziel. Dieser Weg ist nun leider zu Ende.


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